Stefano Amerighi fällt sofort auf. Die grosse Brille, gut gekleidet, die längeren Haare – unheimlich viel Präsenz. Dann sein leckerer Syrah – bevor man sich versieht, schwupps, schon Fan. Findet man dann Zeit für den zweiten Blick, schaut etwas genauer hin, hört etwas mehr zu und liest etwas mehr, dann realisiert man, dass hier unendlich viel Substanz, viel Arbeit und Herzblut im Spiel sind. Stefano ist ein Getriebener, der an einem grossen Traum, an einem grossen Plan arbeitet. Er möchte Spitzen-Syrah in der Toskana anbauen. Nicht mittelmässigen, nicht guten Syrah – Spitzen-Syrah ist das Ziel, vor der nördlichen Rhone hat er kein bisschen Angst. Also sucht er nach dem geeigneten Ort, dem geeigneten Boden und Mikroklima. Lässt Biologen Proben analysieren, beobachtet Klimazonen. Und wird fündig: in Cortona. Ideale Böden, perfekte Ausrichtung, ideales Mikroklima. Der nächste Schritt: bewusste Auswahl der Syrah Reben, auf die jeweilige Lagen und Hänge angepasst. Nichts wird dem Zufall überlassen. Alles muss passen. Natürlich auch der Keller, neu erbaut, wunderschön in die Landschaft integriert, aus ökologischen Materialien, mit modernen Betontanks ausgestattet und mit neuen Eichenfässern bestückt. Beim Weinmachen kann er dann auf die Qualität seiner Trauben vertrauen, muss weder Schönen oder mit Zusätzen arbeiten. Kann sich als Winzer zurücknehmen und die Natur arbeiten lassen. Mit bewusstem und sehr gekonntem Einsatz von Beton und Holz, langer Fass- und anschliessender Flaschenreife rundet er das Ganze ab, adressiert Trinkreife und stellt sicher, dass seine Weine nicht viel zu früh getrunken werden. Was natürlich trotzdem geschieht. Zwar nicht «viel» zu früh, aber zu früh. Solchen Syrah gibt es einfach viel zu selten.